Flow oder Flowkiller?

Hier ein paar Tipps zum Thema Flow und wie man in diesen begehrten Zustand beim Mountainbiken kommt: Flow ist in erster Linie mal ein Gefühl, das entstehen kann, wenn die Anforderungen, die ein Mountainbike-Tour bzw. ein Trail an das eigene Können stellt, nicht zu hoch aber auch nicht zu niedrig sind:

„Flow kann bei der Steuerung eines komplexen, schnell ablaufenden Geschehens im Bereich zwischen Überforderung (Angst) und Unterforderung (Langeweile) entstehen.“

„Flow tritt häufig bei Sportarten auf, die man in hohem Maße beherrscht und in denen man aufgeht.“
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Flow_(Psychologie)

Um also überhaupt mal in den Genuss des oben definierten Flow-Erlebnisses zu kommen, gibt es vorab eine Reihe von Punkten, die man beachten sollte, und die man vor allem lernen muss, für sich selbst abzuschätzen:

  1. Kondition: Ist man in der Lage, die entsprechenden Höhenmeter, Trail-Tiefenmeter und km generell zu bewältigen?
    Auf Freeride.Today gibt’s zu jeder Tour die hm aufgeschlüsselt nach Tret- und Tragestrecke, sowie die zu erwartenden Trail tm aufgeschlüsselt nach Könnenststufe, ebenso wie die zu erwartenden hm/km Gesamtstrecke
  2. Technik: Ist man in der Lage, die entsprechende Trail-Schwierigkeit zu bewältigen?
    Freeride.Today unterteilt die Gesamt-Tiefenmeter in Abschnitte und Schlüsselstellen und gibt zu jedem Teilbereich die entsprechende S-Klasse an.
  3. Psyche: Ist man in der Lage, psychisch anspruchsvolle Passagen wie ausgesetzte Stellen, hohe Stufen und Rampen psychisch wegzustecken, macht der Kopf mit?
    Freeride.Today gibt wertvolle Hinweise, ob, wann und wo solche Stellen während der Tour zu erwarten sind.
  4. Tagesform: Ist man gerade in Topform oder hängt man eher in den Seilen?
    Beim zweiten Zustand ist es sicherlich klug, die Tour nicht zu schwierig auszuwählen.
  5. Taktik/Zeit: Was wäre der Plan für die Tour?
    Freeride.Today bietet zu jeder Tour Kartenmaterial mit Höhenprofilen, um sich einen Plan zurechtzulegen. Der schlimmste Flowkiller ist Zeitdruck. Freeride.Today gibt die entsprechenden hm und km an, damit man seinen individuellen Zeitbedarf abschätzen kann. Grade im Herbst wird’s ab 16 Uhr schnell und schlagartig dunkel…i.A. macht man so 400 hm/h im Uhill, das kann aber individuell und je nach Tagesform und Höhenprofil stark variieren…für jeden zusätzlichen Teilnehmer sollte man 10 min. zusätzlichen Zeitbedarf/Tour einrechnen.
  6. Sozial: Kennt man die Leute mit denen man unterwegs ist, haben alle eine ähnliche Leistungsfähigkeit?
    Falls nicht, sollte man sich nach dem Schwächsten richten.
  7. Umweltfaktoren: Ist eher Nässe oder Trockenheit zu erwarten, welcher Untergrund ist zu erwarten, liegt die Tour eher im Schatten oder in der Sonne etc.?
    Freeride.Today bietet ein Wetterwidget für die jeweilige Region, sowie eine Auswahl an Webcams, wo man die aktuelle Situation checken kann. Ebenso werden die Untergründe im Trail angegeben und es gibt Kartenmaterial, um die Ausrichtung der Tour einzusehen.

Fazit: Es spielen also eine ganze Reihe an Faktoren rein, die, wenn man sich verschätzt, ganz schnell zum Flowkiller werden können. Kann man sich aber gut einschätzen, steht dem Flow-Erlebnis nichts im Wege.

Und was ist eigentlich ein Flowtrail?

„Ein Flowtrail ist eine Mountainbikestrecke, auf der ein flüssiges bzw. fließendes (Engl. flow) Befahren mit dem Mountainbike innerhalb der gesamten Strecke möglich ist. Die Bauweise mit Kurvenaußenranderhöhungen (Anlieger) und Wellen erzeugt ein Achterbahngefühl. “

„Ein Flowtrail zeichnet sich vor allem durch seine relativ ebene Oberflächenbeschaffenheit und durch das Fehlen fahrtechnisch anspruchsvoller Abschnitte wie enge Spitzkehren, grobe Stein- und Wurzelfelder aus.“

Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Flowtrail

Im Gegensatz zum Begriff „Flow“, der ja sehr individuell ausfallen kann, bezeichnet der Begriff „Flowtrail“ also einen Trail, der es auch Traileinsteigern ermöglicht durch Befahren von Achterbahn-ähnlichen Features auf festem Untergrund in den Flow zu gelangen.

Beispiele für gebaute Flowtrails wären z.B die Milkaline in Saalbach oder die Molveno-Lines an der Paganella. Die Flowtrails im Bike-Park werden allerdings sehr häufig befahren, was natürlich Spuren meist in Form von Brems-Rattermarken vor Steilwandkurven, Northshore-Elementen und kleinen Jumps verusacht und letztendlich das Flow-Erlebnis wieder etwas trübt.

In der freien Natur sind solche Trails (S1-S2), vor allem wenn sie auch mal etwas länger sein sollten, ausgesprochen selten, man muss sie suchen, wie sprichwörtlich die Stecknadel im Heuhaufen. Auf Freeride.Today gibt’s seit diesem Jahr ein paar dieser Stecknadeln z.B. der Enningalm-Trail runter zur Ochsenhütte ist so ein natürlicher Flowtrail, der auch ein paar schöne Kurven aufweist.

Trails im leichten und mittelschweren Bereich

Fazit: Insgesamt würde ich Traileinsteigern empfehlen durch möglichst viel Üben und noch mehr Fahrpraxis auf den unterschiedlichsten Untergründen vor allem auch im Bikepark durch Sammeln von „Trail-Tiefenmetern“ zu versuchen, möglichst schnell den Durchmarsch zu machen, um auch schwierigere Natur-Trails im „Flow“ befahren zu können. Es lohnt sich!

Schwierigkeitsstufen beim Mountainbiken:

Und wie werden eigentlich Schwierigkeitsstufen beim Trailbiken auf Freeride.Today bewertet?

Die Schwierigkeit eines Singletracks hängt von vielen Faktoren ab, im Wesentlichen kann man die Beurteilungskriterien aber auf einige wenige Faktoren wie z.B. Untergrund, Hindernisse, Stufen, Kurven und Gefälle reduzieren. Zu diesem Zweck hat man eine Skala eingeführt, die von S0-S5 reicht, die Singletrail-Skala.

Zu beachten ist, dass psychische Einflussfaktoren das subjektive Empfinden einer Trailschwierigkeit stark beeinflussen und nicht Bestandteil der S-Klassifikation sind. So kann z.B. ein leichter S1-Trail, der entlang eines luftigen Steilhanges führt, aufgrund der Absturzgefahr als extremer Trail empfunden werden.

Freeride.Today verwendet bei der Klassifikation von Trails die Singletrail-Skala mit z.B. folgenden Formulierungen:

  • S1-S2: leichte Wege für Trail- und Freeride-Einsteiger
  • S2 Trail mit S3 Stellen: mittelschwerer Trail, der aber durchaus schwere Stellen aufweist, häufig ein flüssig zu fahrender Trail mit Tech-Einlagen
  • S2/S3 im Wechsel: Trail wechselt öfter vom mittelschweren zum schweren Trail und umgekehrt, hier geht’s nicht nur stellenweise sondern auch auf längeren Passagen schon ganz ordentlich zur Sache
  • S3+-: schwerer Trail, der mal etwas leichter wird, aber dann auch wieder stark anzieht, analog S2+-
  • S3 Trail mit S4/S5 Stellen/Abschnitten: schwerer Trail, der extreme Stellen/Abschnitte aufweist, die nur mit Trial-Techniken wie Vorder- und Hinterradversetzen befahren werden können; das sind Trails für Cracks

Zusätzlich gibt’s Hinweise z.B. auf Gefahrenstellen, die das subjektive Empfinden noch mal verstärken, sowie die Art des Untergrundes und Schlüsselstellen (S-Klassen). Fotos zeigen den Trail, den Untergrund und viele Schlüsselstellen, so dass man für sich einen guten Gesamteindruck bekommt.

Schwierigkeitsstufe S1:

  • leichte Singletracks für Traileinsteiger
  • meist fester Untergrund
  • keine Stufen
  • leichte Kurven und Wellen
  • Gefälle nicht mehr als 30%
  • z.B. Kreuther Flowtrails

Schwierigkeitsstufe S2:

  • mittelschwere Singletracks für Fortgeschrittene und Könner
  • loser, steiniger und wurzeliger Untergrund
  • kleine Fels-, Stein- und Wurzelstufen
  • enge Kurven, aber noch gut fahrbar
  • steiles Gefälle bis 70%
  • z.B. Dürrach Trails, Soiernrunde BBS

Schwierigkeitsstufe S3:

  • schwere Singletracks für Könner
  • rumpeliger, verblockter Untergrund
  • hohe Stufen (< 50 cm)
  • Spitzkehren
  • kniffelige, tlw. hängende Schrägfahrten
  • sehr steiles Gefälle > 70%
  • z.B. Oberauer Steig, Hoher Ziegspitz

 

Schwierigkeitsstufe S4:

  • extreme Stellen nur für Experten
  • verblockter Untergrund
  • rampenartige Stufen > 50 cm, Drops, Sprünge
  • extreme Spitzkehren, die Vorder- und Hinterradversetzen erfordern
  • tlw. hängende Schrägfahrten im Steilhang
  • extremes Gefälle

Schwierigkeitsstufe S5:

  • extreme Stellen, Abschnitte und Rampen für Experten
  • wie S4, zusätzlich aber in extrem steilen und ausgesetzten Gelände
  • Aneinanderreihung von S4-Stellen

S4/S5:

Bei diesen beiden Schwierigkeitsstufen handelt es sich meist um extreme Stellen und Rampen im Trail, die einen bereits  schweren S3-Trail noch mal verschärfen! Längere Abschnitte in diesem Schwierigkeitsgrad sind eigentlich nur mehr für Trial-Fahrer interessant, da es so gut wie keine Roll-Abschnitte mehr gibt.

Legal Biken:

Bayern:

Im wesentlichen sind die Biker mit anderen Naturteilnehmern gleichgestellt…es gibt ein „Grundrecht auf Genuss der Naturschönheiten und Erholung in der freien Natur“, pfleglicher Umgang mit der Natur und anderen Trail-Teilnehmern vorausgesetzt! Radfahren auf Forst-, Wald- und Wiesenwegen ist grundsätzlich erlaubt, offizielle Verbotsschilder wären allerdings zu beachten. BayNatSchG-27/3/3: „Beschilderungen sind jedoch nur wirksam, wenn sie auf einen gesetzlichen Grund hinweisen, der eine Beschränkung des Betretungsrechts rechtfertigt.“
Gesetzliche Grundlagen: BayVerf-141, BayWaldG-13, BayNatSchG-G7

Gardasee, La Palma:

Hier verhält es sich ähnlich wie in Bayern, das Radfahren auf Forst-, Wald- und Wiesenwegen ist erst mal erlaubt, Verbote können von den Gemeinden allerdings ausgesprochen werden, z.B. Bozen, Bikeverbot der DH-Strecke Kohlern und im Bereich Ritten, am Gardasee der Anaconda Trail und auf La Palma existieren spezielle Schutzzonen im Naturpark.

Graubünden und Tessin:

Radfahren auf Forst-, Wald- und Wiesenwegen ist überall erlaubt, Verbote können von den Gemeinden/Kantonen allerdings ausgesprochen werden. Verbotene Trails sind als solche mit entsprechenden Verbotsschildern gekennzeichnet.

Österreich:

Im Gegensatz zu Bayern und Nord-Italien ist Radfahren auf Forst-, Wald- und Wiesenwegen in Österreich per Gesetz verboten und kann mit hohen Geldbußen belegt werden. In Tirol gibt es ein offiziell freigegebenes Netz an Mountainbike Strecken, dabei handelt es sich aber meist um Forststrassen, Naturtrails sucht man vergebens. Offiziell freigegebene Trails findet man eigentlich nur im Bikepark, dabei handelt es sich aber meist um geshapte Lines, z.B. Saalbach, Stubai, Grubigstein, Sölden. Freigegebene Strecken sind mit Tafeln gekennzeichnet.
Achtung: „bis zu 730 Euro Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einer Woche z.B. für unbefugtes Radfahren oder Mountainbiken auf einer erkennbar gesperrten Forststraße“, sh. Radfahren und Mountainbiken im Wald.